Karl-Hufnagel-Schule

Karl-Hufnagel-Schule


1683 urteilte eine kirchliche Kommission über die Bildung in Harthausen: Höchste Unwissenheit!
Ab 1684 fand erster Schulunterricht im Rathaussaal durch Johann Ludwig Klingert, Schulmeister, statt. Um 1720 erfolgte die Verlegung des Unterrichtes in ein gemeindeeigenes Gebäude in der Speyerer Straße, heute Kindertagesstätte
St. Dominikus. Das Gebäude war zugleich Wohnung des Schulmeisters, ferner Wohnung der Kuh- und Schweinehirten der Gemeinde.

Ende des 18. Jahrhunderts versah der aus Freimersheim stammende Franz Hartard das Schulmeisteramt bis ins frühe 19. Jahrhundert. Er war der Großvater des späteren Musikers, Komponisten und Lehrers Franz Hartard (1839-1922).

1820 wurde im Zuge der bayerischen Verwaltungsreform an gleicher Stelle ein neues Schulgebäude errichtet, zugleich Sitz der Gemeindeverwaltung im Obergeschoß. In der Folgezeit wurde das Gebäude ganz zu Schulzwecken benutzt.

Nach Errichtung des Neubaues wurde das alte Schulgebäude Ende der 50er Jahre niedergelegt. Die Freifläche diente lange Jahre als Kerwe-Platz.

Als ab Januar 1900 dem Institut der Armen Schulschwestern in Speyer genehmigt wurde, die von staatlicher Seite bereitgestellten Lehrer zu unterstützen, herrschte schon Raumnot. Die durch die beiden Weltkriege bedingten Einschränkungen – einschließlich Lehrermangel – verhinderten eine Verbesserung der Raumsituation bis in die 1950er Jahre hinein.

Architekt Ludwig Ihm, Speyer, fertigte die Baupläne für das Neubauprojekt, das „Links vom Benzpfad“, der heutigen Raiffeisenstraße verwirklicht wurde. Das für damalige Verhältnisse auffälligste Kennzeichen hatte der Bau in der doppelseitigen Belichtung seiner Unterrichtsräume.

Den künstlerischen Akzent setzte der gebürtige Harthausener Karl Hufnagel, Speyer, mit einer Betonplastik „Macht Euch Himmel und Erde Untertan“ im überdachten Pausenhof. 40 Jahre später, 1996, erfolgten eine Ergänzung in Form der Metallplastik „Segen des Himmels“ an der Nordfront des Gebäudes. Gleichzeitig fand die Namensgebung
Karl-Hufnagel-Schule statt.

Schon bei der Einweihung am 1. September 1956 war abzusehen, dass sich in wenigen Jahren eine neue Raumnot ergeben werde. Mit der Planung für die Schulerweiterung wurde der Speyerer Architekt Wilhelm Grüner 1962 beauftragt. Wegen fehlender Finanzmittel begannen die Bauarbeiten entlang der neuen Schulstraße erst im Juni 1965. Eingeweiht wurden die neuen Räume am 26. August 1967.

Dem Engagement der Gemeinde für die eigene Schule zuwider lief eine Reform im Kultusbereich des Landes Rheinland-Pfalz, als parallel mit der Um- und Neubildung von Gemeinden Anfang der 1970er Jahre zentrale Hauptschulen gebildet wurden. Harthausen bekam die Funktion einer Grundschule.

© Fotografien von Kurt Keller

Karl-Hufnagel-Schule: Lehrer und Rektoren
Bis zur letzten Jahrhundertwende hatte die Schule in Harthausen nur männliches Lehrpersonal. In dieser Beziehung brachte die Genehmigung für das Institut der armen Schulschwestern in Speyer zur Erteilung von Mädchenschulunterricht in der Volksschule Harthausen eine Änderung; dann nämlich unterrichteten zwei Lehrer und Schulschwestern.
Manche der Lehrpersonen wirkten über Jahrzehnte in Harthausen, so Hauptlehrer Anton Löffler, der 1882 den Schuldienst in Harthausen antrat und bis zu seinem Tod 1918 unterrichtete. Oberlehrer Georg Josef Braun war von 1917 bis 1938 tätig und Rektor Arthur Rutz von 1939 bis 1967. Seit 1945 erteilte die klösterliche Lehrerin Schwester Maria Lorenza Wannemacher Unterricht, und zwar auch noch nach ihrer Versetzung in den Ruhestand. Alfons Metzger trat 1954 eine Lehrerstelle in Harthausen an; er kam im Wege der Zusammenführung der Grundschulen-Oberstufen Dudenhofen, Hanhofen, Harthausen an die Hauptschule nach Dudenhofen. Arthur Rutz, in dessen Amtszeit beide Schulbauprojekte verwirklicht wurden, wurde nach seiner Ruhestandsversetzung als Schulleiter von Walter Moßbacher abgelöst, dem Meinolf Schmid folgte. Im Jubiläumsjahr 1980 leitete Werner Morsch die Harthausener Grundschule.“ (Auszug aus der Dorfchronik 750 Jahre Harthausen).
Im Sommer 1999 übernahm Heike Neugebauer das Amt der Rektorin, die im Sommer 2010 von Annabel Pazolt abgelöst wurde.
Seit September 1992 gibt es die Betreuende Grundschule. Das Betreuungsangebot wurde stetig ausgebaut. Seit November 2007 gibt es ein warmes Mittagessen.

Vita Karl Hufnagel
Zusammenstellung: Kurt Keller

1906
Karl Hufnagel erblickt in der Rappengasse in Harthausen am 15. September das Licht der Welt. Prinz Luitpold ist der Oberste im Königreich Bayern, zu dem die Pfalz gehört. Er wird von der Bevölkerung verehrt, auch in Harthausen. Man hat hier einen besonderen Grund: der Tabakschuppen an der Straße nach Hanhofen ist sein Geschenk an die königstreue Bevölkerung Harthausens, die deswegen auch „Königskinder" genannt werden.

1916
Karl Hufnagel ist 10 Jahre alt; der erste Weltkrieg ist in vollem Gange. Inwieweit der Bub von diesen Geschehnissen geprägt ist, wurde nie deutlich.

1926
Karl Hufnagel steht vor dem Abitur am humanistischen Gymnasium in Speyer.
In seiner Freizeit malt und zeichnet er Bilder aus dem Alltag. Aus der erfolgreichen Beschäftigung in diesem Metier ergibt sich, dass er das Studium an der an der Münchener Akademie der Künste aufnehmen darf, nachdem er die anspruchsvolle Aufnahmeprüfung bestanden hat.
Es beginnt eine knochenharte Ausbildung bei Adolf Schinnerer und an der Technischen Hochschule bei Bildhauer Karl Knappe. Das Studium findet seinen Abschluss als Meisterschüler bei Fritz Pfuhle in Danzig.

1936
Das „dritte Reich" kommt voll in Gang. Karl Hufnagel hat inzwischen sein Studium abgeschlossen und unterrichtet Sport und Kunst, zunächst in Franken, dann in Kusel. Anschließend findet er am Staatlich-Altsprachlichen Gymnasium in Speyer seinen Arbeitsplatz.

1946
Der Krieg ist aus.
Aus Bayern ist inzwischen Rheinland-Pfalz geworden. Für Karl Hufnagel beginnt das Jahrzehnt, in dem die Familiengründung in Vordergrund stehen wird: Er heiratet Lieselotte und hat mit ihr drei Kinder, allesamt Töchter.

1972
In diesem Jahr beendet Karl Hufnagel seine Berufslaufbahn und hat jetzt noch mehr Zeit, seiner Kunst nachzugehen. Es entstehen ganz wichtige Arbeiten, oft im großen Format.

1980
Das Harthausener Ortsjubiläum (750 Jahre) hat Karl Hufnagel besonders berührt: Wie seine Heimatgemeinde dieses Jubiläum beging, imponierte ihm. Er war stolz auf Harthausen, das imstande war, ein solch schönes und beeindruckendes Fest auf die Beine zu stellen und aus dem auch noch das Tabakdorffest entwickelt wurde. Dies ist sicherlich mit ein Grund dafür gewesen, dass Karl Hufnagel 1983 der Gemeinde Harthausen kostenlos sein Frühwerk übereignete.

1986
Mit großem Aufwand richtet der Kunstverein Speyer ein Jubiläumsausstellung für Karl Hufnagel aus. Lob kommt von allen Seiten. Als Achtzigjähriger ist er uneingeschränkt als Künstler tätig und voller Tatendrang. So ist es für ihn kein Problem 1988 an der legendären Pilger - Studienreise nach Santiago de Compostela teilzunehmen – als Ältester in der Gruppe.

1995
Karl Hufnagel stirbt am 7. August 1995, 13 Monate vor der Ausstellung, die zum 90. Geburtstag als große Retrospektive geplant war.

1996
Der Gemeinderat Harthausen beschließt die Namensgebung für die Grundschule in „Karl-Hufnagel-Schule"