Flurkreuze
Kreuzigungsgruppe 1777:
Dorfkreuz an der Weggabelung nach Schwegenheim, errichtet 1777, gelber Sandstein,
schlicht durchgebildete Handwerksarbeit des Rokoko.
Dreigegliederter, mensaähnlicher Sockel, darauf in leicht starrer Haltung die Statuen von
Maria und Johannes, in der Mitte Kreuz mit Christuskörper, am Fußende Maria Magdalena
knieend, den Kreuzschaft in dramatisch bewegter Gebärde umklammernd.
Im Sockel östlich unter Maria die Inschrift „Mutter sieh dein Sohn“
Westlich unter Johannes „Sohn sieh deine Mutter“ Johan XIX
In der Mitte in einer Kartusche „o Ihr alle, die ihr auf dem Weeg vorüber
gehet Mercket und sehet ob irgend ein Schmerz seye
Gleich wie mein Schmerz 1777.“
Am Schaftende Totengebein/sogenannter Schädel Adams, Sanduhr und Daten
früherer Restaurierungen. Errichtet auf Anregung von Pfarrer Johann Jakob Achten (1776)
durch freiwillige Spenden aus der Gemeinde. Einfriedung mehrfach verändert und
umgestaltet. Restaurierung der Kreuzigungsgruppe und Neugestaltung der Umfassung 2009
durch Bildhauer Siegfried Keller.
Die künstlerische Gestaltung der Umfassung in Mayener Basaltlava
berücksichtigt die Bauzeit 1777 und den damaligen Baustil (Barock/Rokoko).
Die Voluten am Eingang des Ensembles lenken den Blick
des Betrachters auf die Kreuzigungsgruppe.
Der Mayener Basaltlava, empfohlen durch die Denkmalschutzbehörde,
bildet einen harmonischen, fast nahtlosen Übergang vom schwarzen
Straßenbelag zur schützenden Umfassung.
Frühere Restaurierungen erfolgten in den Jahren 1808, 1908 und 1952.
Altes Kreuz:
Nach Eröffnung des neuen Friedhofes im Pfaffensee 1823 Errichtung eines Friedhofkreuzes 1824,
es zeigt die Wundmale Christi, qualitätvolle Arbeit, 1860 versetzt an den Weg nach
Heiligenstein/Gabelung zum "Viernussbaumer Weg", ursprünglich Ziel der zweiten Bittprozession.
Neues Kreuz:
Errichtet 1951 auf Anregung von Pfarrer Heinrich Braun durch Werner Schreiner, Schüler von
Josef Henselmann an der Münchner Kunstakademie, nach dem Vorbild eines Kreuzes von
Prof. Henselmann am Sendlinger Tor in München.
Kreuzbalken und Sockel von Steinmetz Eugen Keller, Harthausen. Ursprünglich am Beginn
des Berghäuser Weges, im Zuge der Flurbereinigung verlegt in Ortsnähe, Josef-Diebold-Straße,
früher Ziel der ersten Bittprozession.
Friedhofskreuz:
Errichtet 1860 als Stiftung von Anna Maria Flörchinger, Ehefrau von Franz-Joseph Steiger,
sogenanntes "Sühnekreuz" zur Erinnerung an eine Mordtat im Hof des Gasthauses "Zum Schwanen"
im frühen 19. Jahrhundert. Roter Sandstein, Sockel in gotisierenden Formen. 1988 ursprünglicher
Korpus ersetzt durch eine Kopie von Bildhauer Siegfried Keller, Harthausen.
Davor Priestergrab der Gemeinde.
Kreuze in der Pfarrei Harthausen
Ein frühes Kreuz an der Straße nach Heiligenstein wird im Tauf-, Ehe- und Sterbebuch Nr. l durch Pater Archangelus erwähnt:
„Anno 1686, den 19. Mai ist in Harthausen ein Wetterkreutz gesetzt worden im Beisein der gantzen Gemeind mit Kreutz und Fahnen" .
An noch vorhandenen Kreuzen sind zu nennen:
Das Dorfkreuz an der Weggabelung nach Schwegenheim, sowie Reste einer Kreuzigungsgruppe im ehemaligen Kirchhof.
Auf einem mensaähnlichen, dreigegliederten Sockel erhebt sich die Gruppe aus gelbem Sandstein gefertigt, wobei die Statuen von Maria und Johannes in starrer Haltung die Mittelgruppe flankieren, die das Kreuz mit dem Christuskörper zeigt, an dessen Fußende Maria Magdalena den Kreuzschaft in dramatisch bewegter Gebärde umklammert. Das untere Ende des Kreuzschafts zeigt Totengebein (Schädel Adams) und eine Sanduhr. Ebenso zeigt die Gruppe Spuren von späteren Restaurierungen. Angaben aus den Nachlaßakten von Pfarrer Achten zufolge, wurde diese Gruppe durch freiwillige Gaben aus der Gemeinde errichtet. Die Anregung dazu hatte Pfarrer Adam Muth gegeben.
Besondere Erwähnung soll hier noch eine Kreuzigungsgruppe finden, die nur noch teilweise vorhanden ist. Bis 1958 befand sich im hinteren Teil des ehemaligen Kirchhofes auf einem kleinen Hügel nahe des Turmeingangs diese Gruppe. Es handelt sich hierbei; um Maria und Johannes unter dem Kreuz. Beide Statuen erhoben sich auf einer Steinbank und Hügel (sog. Ölberg) wurden in jüngster Zeit beseitigt. Sie waren aus hellem Sandstein gearbeitet. In der Mitte der beiden Statuen befand sich ein einfaches, aus Balken gefügtes Kreuz ohne Corpus, das 1972 entfernt werden musste. Durch die Bodenfeuchtigkeit war es seit längerer Zeit angefault und zur Seite gesunken. Die beiden Statuen waren schon 1958 an das Historische Museum der Pfalz veräußert worden.
Abgesehen von geringfügigen Beschädigungen an den Gesichtern sind die dramatisch bewegten Figuren gut erhalten und dürften vom Kunstwert her sehr hoch einzustufen sein. Die Herkunft liegt im Dunkeln. Den Quellen zufolge ist die Gruppe im 18. Jahrhundert nicht in der Pfarrei nachweisbar. Bei der Erweiterung des Kirchhofes, 1785, hatte man sich mit einem einfachen Holzkreuz begnügt. Es wäre denkbar, dass man sich Ende des 18., oder gar zu Beginn des 19. Jahrhunderts mit dem einfachen Friedhofskreuz nicht mehr zufriedengeben wollte und zur Vervollständigung beide Statuen hinzuerwarb. Der Ankauf musste jedoch noch vor 1920 getätigt worden sein, da in diesem Jahr der Friedhof an den Ortsrand verlegt werden musste.
Der Schöpfer der Gruppe ist unbekannt. Vergleiche erbringen, dass sich ähnliche Statuen in Hainfeld und Hambach befinden, die auf die gleiche Werkstatt schließen lassen. Entstanden sind letztgenannte Arbeiten etwa um 1730. Eine eventuelle Zuweisung in die Werkstatt der Bildhauerfamilie Günther wäre denkbar, da zum einen ein Mitglied der Familie Günther zu Anfang des 19. Jahrhunderts Pfarrer zu Harthausen war, zum anderen diese Bildhauerfamilie an der Neugestaltung der Altäre im 19. Jahrhundert maßgeblich beteiligt war. Eine barocke Kreuzigungsgruppe des ehemaligen Hochalters ist in der Pfarrkirche erhalten.
© Fotografien von Kurt Keller